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Ais3 Kunstinstallation

Bild: imachination projects

Am 28. August 2018 feiert in Berlin die Licht- und Klanginstallation [aiskju:b] Premiere. Der „Astroparticle Immersive Synthesizer³ – AIS³“ ist inspiriert vom Neutrino-Teleskop IceCube, das im ewigen Eis der Antarktis nach energiereichen Elementarteilchen aus dem Weltall späht, den Neutrinos. DESY, größter europäischer Partner bei IceCube, hat den Konzeptkünstler Tim Otto Roth von Beginn an bei der Realisierung des ambitionierten [aiskju:b]-Projekts unterstützt. Vom 29. August bis 16. September ist die Installation täglich von 15.00 bis 21.00 Uhr (Samstag und Sonntag von 12.00 bis 21.00 Uhr) kostenlos in der Kulturkirche St. Elisabeth zu besichtigen.

IceCube ist sozusagen der Datenlieferant für die Licht-Klang-Installation von Tim Otto Roth. [aiskju:b] ermöglicht, in die Geschehnisse am Südpol einzutauchen und beinahe in Echtzeit einen Neutrino-Aufprall in IceCube mitzuerleben. „Mit diesem Projekt wird die Faszination für Wissenschaft auch an ein eher wissenschaftsfernes Publikum weitergegeben. Die unkonventionelle Annäherung an ein aktuelles Forschungsthema bietet damit eine sinnlich erfahrbare Ergänzung zu unserer klassischen Kommunikation von Forschung“, erläutert Christian Spiering, ehemaliger Leiter der IceCube-Gruppe bei DESY und Gründer des Global Neutrino Network.

Zwar rasen in jeder Sekunde Milliarden von Neutrinos durch uns hindurch, sie nachzuweisen ist jedoch extrem schwer, weil die leichten Elementarteilchen kaum jemals wechselwirken. Um einige der extrem seltenen Wechselwirkungen zu erwischen, haben die IceCube-Forscher 5160 Lichtsensoren über einen Kubikkilometer verteilt in langen Strängen in den antarktischen Eispanzer eingeschmolzen. Die Sensoren registrieren die winzigen Lichtblitze, die bei den seltenen Reaktionen von Neutrinos entstehen. Daraus lassen sich Richtung und Energie der Neutrinos bestimmen.

Bei [aiskju:b] hängen an dünnen Drahtseilen 444 kugelförmige Lautsprecher im leeren Kirchenraum der Kulturkirche St. Elisabeth, die in zwei Zyklen unterschiedlich bespielt werden: In einem Zyklus wird das niederenergetische Dektektorrauschen von IceCube in tieffrequente Sinustöne übersetzt, das einen wabernden, fast schon psychedelischen Klangteppich webt. In dem anderen Zyklus rauschen sprichwörtlich die Lichtspuren durch einen hindurch: Tim Otto Roth verwendet hierfür bandgefiltertes Rauschen, um die gemessenen Bewegungen von Teilchen zu einem physischen Erlebnis werden zu lassen. Diese äußern sich mal als Kaskade quer durch den Klangraum, mal als kugelförmige Eruption von Klanglichtgebilden. Der Besucher kann sich frei zwischen den an 37 Strängen montierten Lautsprechern bewegen und so die Bewegung der Geisterteilchen im Raum mitverfolgen. Sitzkissen laden aber auch zum kontemplativen Verweilen ein.

[aiskju:b] nimmt mit den Lautsprechern die Form und Anordnung der Sensoren im arktischen Eis auf. Jeweils 12 kugelförmige Lautsprecher sind an 37 Strängen montiert, die einen begehbaren Klang- und Lichtraum von rund acht mal acht mal sieben Metern kreieren. Gespeist mit aktuellen Daten des IceCube-Experiments werden die gemessenen Energien in farbiges Licht und Töne übersetzt, die sich im Raum positionsabhängig zu unterschiedlichen Klängen mischen. Ziel ist nicht nur ein neuer Zugang für Laien und für Wissenschaftler zu physikalischer Forschung, sondern auch eine neue interdisziplinäre Kunstpraktik: AIS³ ist Kunstwerk und psychoakustisches Grundlagenexperiment zugleich, es lässt den Raum selbst zum Klanggenerator werden, in den der Besucher eintaucht.